Wie ich lerne, dem Leben zu vertrauen statt es zu kontrollieren
- Marina M.

- 26. Juni
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 12 Stunden
"Wir versuchen Kontrolle auszuüben, wenn wir Zuversicht und Selbstvertrauen verloren haben. Kontrolle ist eine Reaktion auf Angst." - Chuck Spezzano, Psychologe
Ich war mal wieder mit meiner jährlichen Berufungskrise beschäftigt, kontrollierte und kämpfte, damit sich mein Leben endlich wieder "richtig" anfühlt.
Vielleicht geht es dir ähnlich. Du hast diese eine Vision von deinem Leben - den perfekten Job, die ideale Beziehung oder den Kinderwunsch zur "richtigen" Zeit. Und dann versuchst du zu kontrollieren, zu planen, zu erzwingen. Aber was, wenn genau das der Grund ist, warum es sich so schwer anfühlt?

Mein jährlicher Berufungs-Kampf
Jahrelang hatte ich diese wiederkehrenden existenziellen Krisen. Immer zur gleichen Zeit im Jahr überfiel mich diese Unzufriedenheit mit meiner beruflichen Situation. Ich arbeite im digitalen Produktmanagement, aber mein Herz brennt für etwas anderes - dafür, mich zu zeigen und meine Erfahrungen zu teilen, für den Austausch über Spiritualität und persönliches Wachstum, dafür, anderen Frauen zu helfen.
Mein Verstand sagte mir pausenlos: "Du kannst deiner Berufung nur folgen, wenn du selbstständig bist. Alles andere ist Verrat an dir selbst." Also plante ich, kontrollierte ich, versuchte ich zu erzwingen, dass sich mein Leben endlich "richtig" anfühlt.
Aber weißt du was passierte? Je mehr ich gegen meine aktuelle Situation ankämpfte, desto unglücklicher wurde ich. Wie die Forschung zeigt, entsteht Leid, wenn wir dem widerstreben, was tatsächlich gerade passiert. Genau das tat ich - ich war nicht mehr in Beziehung mit dem Leben, sondern nur noch mit meinen Gedanken über das, was sein sollte.
Der Moment des Erkennens
In einem Podcast ("The Magic of Uncertainty" vom Turning 30 Podcast) hörte ich einen Satz, der alles veränderte: "Suffering is created when we resist what is actually happening now." Es war, als würde mir jemand einen Spiegel vorhalten.
Ich erkannte: Das Leben versucht nicht, gegen mich zu arbeiten. Ich war es, die gegen das Leben kämpfte. Ich hatte eine Beziehung mit meinem Verstand aufgebaut, nicht mit der Realität.
Und dann wurde mir etwas Wichtiges klar: Vielleicht kann ich meiner Berufung auch anders folgen? Vielleicht, während ich noch meinen "normalen" Job mache? Dieser Blog hier ist der Beweis dafür - ich teile mich mit, zeige mich, auch wenn es mir Angst macht. Aber es fühlt sich richtig an.
Was passiert, wenn wir Sicherheit nach außen auslagern
Irgendwie habe ich meine Sicherheit (unbewusst) vollständig nach außen verlagert. "Ich kann nur glücklich sein, wenn ich selbstständig bin." "Ich kann nur meiner Berufung folgen, wenn die äußeren Umstände perfekt sind."
Was ich dabei übersah: Mein innerer Impuls, meine Erfahrungen mit der Welt zu teilen, im hier und jetzt. Dieser Impuls kam von innen, nicht von den äußeren Umständen. Wie der Podcast es ausdrückte: "We need to really get clear on that we're no longer outsourcing that safety to our external and insourcing the safety into who you are and your certainty of self."
Vom Kopf zurück ins Vertrauen
Kontrolle ist oft in Angst verwurzelt. Meine Angst war: "Was, wenn ich nie das Leben führe, das ich wirklich will?" Also versuchte ich zu kontrollieren, wann und wie sich mein Leben entfaltet.
Aber hier ist das Paradoxe: Sobald ich aufhörte zu kämpfen gegen meine aktuelle Arbeit, sobald ich akzeptierte, wo ich gerade stehe, bekam ich mehr Vertrauen. Vertrauen, dass ich mit meiner Herzenstätigkeit erfolgreich werden kann - wenn der richtige Zeitpunkt kommt.
Chuck Spezzano, ein US-amerikanischer Psychologe, schreibt: "Du übst Kontrolle aus, weil du es einfach nicht ertragen kannst, wenn etwas gut ist." Und genau das erkannte ich bei mir: Unbewusst hatte ich Angst vor dem, was passieren könnte, wenn ich wirklich vertraue. Was, wenn es zu gut wird? Was, wenn ich die Kontrolle verliere?
Plötzlich sah ich die Geschenke in meiner aktuellen Situation, in meiner aktuellen Rolle im digitalen Produktmanagement: Ich lerne täglich über Businessführung, spreche häufig mit Nutzerinnen - was perfektes Training für die spätere Arbeit mit Kundinnen ist. Ich eigne mir Wissen über Marketing, SEO, KI und andere übertragbare Skills an, die ich später gebrauchen kann. Ich habe finanzielle Sicherheit, während ich parallel meinen Blog aufbaue.
Vielleicht will ich gar nicht 100% selbstständig sein? Vielleicht hat alles seinen richtigen Zeitpunkt?
Was Vertrauen wirklich bedeutet
Forschung zeigt, dass Akzeptanz ein Schlüsselelement für Transformation ist. Studien haben gezeigt, dass Transformation immer von einem Moment der Akzeptanz begleitet wird - vom Loslassen des Widerstands und dem "Sich-Hingeben".
Vertrauen bedeutet nicht, passiv zu werden oder aufzugeben. Es bedeutet, den inneren Impulsen zu folgen, ohne zu erzwingen, wie sich die Dinge entwickeln müssen.
Ich teile jetzt meine Gedanken hier, weil ich es fühle, nicht weil ich muss. Ich öffne mich und zeige mich, weil es sich richtig anfühlt - auch wenn es mir manchmal Angst macht -, nicht weil ich damit sofort (aber zukünftig) Geld verdienen muss. Das ist Vertrauen in Aktion.
Praktische Schritte, um Kontrolle loszulassen
1. Erkenne deine Widerstandsmuster. Wogegen kämpfst du gerade? Bei mir waren es die beruflichen Umstände. Bei dir könnte es das Timing einer Beziehung sein, der unpassende Wohnort oder eine andere Lebenssituation.
2. Frage dich: Was würde passieren, wenn ich das akzeptiere, was jetzt ist? Akzeptanz bedeutet, die Realität des Moments nicht zu verleugnen. Das heißt nicht, dass du aufgibst. Es heißt, dass du von einem Ort des Friedens aus handelst, nicht aus dem Kampf.
3. Finde deine inneren Impulse. Was willst du tun, einfach weil es sich richtig anfühlt? Nicht weil es zu deinem Fünf-Jahres-Plan passt, sondern weil es authentisch ist.
4. Unterscheide zwischen Führung und Kontrolle. Du kannst dein Leben führen, ohne es zu kontrollieren. Du kannst Schritte in die gewünschte Richtung gehen, ohne das Ergebnis zu erzwingen.
Der Unterschied, den es macht
Seit ich aufgehört habe zu kämpfen, fühlt sich mein Leben leichter an. Nicht weil sich äußerlich viel verändert hätte, sondern weil ich aufgehört habe, gegen die Realität zu kämpfen. Studien zeigen, dass Menschen, die lernen "loszulassen", eine höhere Lebensqualität und bessere psychische Gesundheit haben. Insbesondere Forschung zu psychologischer Flexibilität - der Fähigkeit, sich an verschiedene Situationen anzupassen ohne starr an bestimmten Verhaltensweisen festzuhalten - zeigt starke Zusammenhänge mit Wohlbefinden.
Ich vertraue jetzt darauf, dass sich alles zur richtigen Zeit entfaltet. Das bedeutet nicht, dass ich nichts mehr tue. Aber ich tue es aus Freude, nicht aus Angst.
Wenn auch du kämpfst...
Falls du dich in meiner Geschichte wiedererkennst, möchte ich dir sagen: Du bist nicht allein. Und du musst nicht warten, bis die äußeren Umstände perfekt sind, um deinem Herzen zu folgen.
Fang an, wo du bist. Mit dem, was du hast. Vertraue darauf, dass das Leben ein besseres Timing hat, als dein Verstand es sich vorstellen kann.
Wie der Podcast es so schön ausdrückte: "We have to really trust that what is happening now is for the better good, even if we can't see it yet."
Das Leben ist immer in Bewegung, genau wie die Natur ihre Jahreszeiten hat. Vielleicht ist es Zeit, aufzuhören zu kämpfen und anzufangen zu vertrauen.
Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, wenn dieser Artikel bei dir etwas ausgelöst hat. Ich freue mich über den Austausch!
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